
Die Kinder quengeln, der Haushalt quillt über, im Job immer mehr Aktenordner auf dem Tisch und der Chef sitzt einem ständig im Nacken. Häufig fühlen wir uns einfach überfordert. Ich habe mich mit Psychotherapeutin Elisabeth Einhaus-Freudl aus Hamburg unterhalten. Sie erklärt uns, wie wir wieder mehr Lebensfreude in unser Leben bringen und Stress oder Burnout erst gar keine Chance geben.
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Seit 25 Jahren arbeitet Dipl.-Psych. Elisabeth Einhaus-Freudl als Psychotherapeutin.
In ihrer Einzelpraxis arbeitet sie hauptsächlich mit tiefenpsychologischen, systematischen und vielfältigen Methoden.
Dipl.-Psych. Elisabeth Einhaus-Freudl
Psychologische Psychotherapeutin
Borselstraße 7
22765 Hamburg
Tel. 040 / 3 90 58 18
Wie merke ich ob ich im Stress bin, oder ob es sich schon um die ersten Anzeichen für einen Burnout handelt?
Ein Leben ganz ohne Stress ist eigentlich in unserer Gesellschaft nicht möglich und auch nicht sinnvoll, denn positiver Stress macht unser Leben aufregend und
erfüllend. Die Dosis macht den Unterschied. Wer zu viele tolle Projekte und Ziele gleichzeitig umsetzen möchte, stellt irgendwann fest, dass sein Ist-Zustand massiv vom Soll-Zustand
abweicht: „Jetzt habe ich alles gegeben und pausenlos gearbeitet, aber so vieles nicht geschafft.“ Wenn dann die Schlussfolgerung ist: „Ich muss mich noch mehr anstrengen und auch nachts daran
denken, was ich noch machen muss, damit ich nichts vergesse“, ist die Gefahr, in einen Burnout-Zustand zu geraten, sehr groß. Der Begriff Burnout wird Zurzeit sehr inflationär gebraucht und
beschreibt eine Vielzahl von Symptomen, wie andauernde Verspannungen und Schmerzzustände, Schlafstörungen und chronische Müdigkeit, Gedankenkreisen, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen
etc. Im Unterschied zu einer Depression, die ähnliche Symptome zeigt, haben Menschen, die in ein Burnout geraten meist den Gedanken, wenn ich mich noch mehr anstrenge, wird alles gut. Sie fühlen
sich eigentlich kompetent im Leben und sind ganz erstaunt, wenn plötzlich nichts mehr geht. Depressive erleben sich eher als ohnmächtig und glauben nicht mehr, dass sie ihre Zukunft positiv
beeinflussen können, sie unterschätzen ihre Möglichkeiten, während die „Burnoutkandidaten“ ihre Möglichkeiten überschätzen.
In alltäglichen Stressphasen können oben genannte Symptome auch auftreten, doch längst nicht so geballt. Ein wesentlicher Faktor für gesunden Umgang mit
Stress ist die Selbstregulierungsfähigkeit. Selbstregulierung bedeutet z. B. wenn ich am Schreibtisch sitze und Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen bekomme und mich nicht mehr konzentrieren
kann, ich mir sagen kann: So jetzt brauche ich eine Pause und mir Möglichkeiten einfallen, die mich wieder munter und beweglich machen. Solange ich diese Fähigkeit habe, ist Burnout
fern.
Wie kann ich einem Burnout selbst entgegensteuern? Was kann ich selbst tun, wenn ich nicht gleich zum Therapeuten möchte?
Die schlechte Nachricht: Burnout kann jeden treffen, der hohe Ansprüche an sich stellt. Die gute Nachricht: Wer lernt, nur das zu tun, was er wirklich will und es
gemütlich angehen lässt, den trifft es nicht.
Auf jeden Fall ist es sinnvoll, sich mit seinem Ist-Zustand, wie auch immer der ist, anzufreunden. Ein vom Ist- Zustand abgewichener Soll- Zustand entsteht, wenn
ich Ziele entwickle, die nicht erreichbar sind, wie zum Beispiel „Alle“ zufrieden machen und „Alles“ erledigen. Diese Ziele haben oft mit hohen Idealen und Werten zu tun sowie Erfolgsdruck und
ein dauerhaftes Bemühen, fremde und eigene Ansprüche zu erfüllen. Psychischer Stress entsteht nicht einfach durch äußere Gegebenheiten, sondern durch die Deutungen, die ich den äußeren
Bedingungen gebe: wenn ich 100 Emails zum Bearbeiten bekomme oder im Haus das Chaos herrscht, wie reagiere ich? Entscheide ich mich zugunsten von Loyalität zur Firma oder Familie oder für mein
Wohlbefinden?
Der erste Schritt ist, den Persönlichkeitsaspekt in sich zu würdigen, der aus gutem Grund nicht mehr perfekt funktionieren will, denn darin ist die gute Absicht des
Selbst verborgen, unsere eigene Lebendigkeit wieder zu finden und zwar jenseits der Grenzen unseres bisherigen Lebens und Erlebens. Dazu braucht es jedoch Mut: Wenn nichts mehr geht, geh ins
Nichts, da geht mehr! Ins Nichts gehen, heißt achtsam und absichtslos nur wahrnehmen, was in mir vorgeht, denn Achtsamkeit wirkt unmittelbar heilsam. Es geht darum, einfach nur zu beobachten, was
ich in jedem Moment in mir wahrnehme ( Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, Bilder etc) oder auch außerhalb von mir sehe oder höre –ohne etwas zu verändern: einfach alles geschehen
lassen, was kommt, auch „negative“ Gedanken oder Spannungen, Schmerzen. Alles darf sein und wird sich dadurch wandeln, indem ich es erlaube und zulasse. Wenn man dies nur 10 Minuten am Tag macht,
hat es schon eine heilsame Wirkung. Man kann die 10 Minuten auch noch teilen und die Achtsamkeitsübung auch bei einfachen Tätigkeiten wie gehen, Bahn fahren, duschen etc. machen.
Wie kann ich Freunden oder Familienmitgliedern helfen, die in einem Burnout oder Depressionen stecken?
Das Wesentliche ist, sie ernst zu nehmen und Mitgefühl zu entwickeln für die Not, die sich in solchen Krisen im Inneren abspielt, auch wenn man sie selbst nicht
nachvollziehen kann. Vielen Angehörigen fällt es schwer, die eigene Ohnmacht und Hilflosigkeit auszuhalten, die entsteht, weil man dem anderen nicht wirklich helfen kann. Das führt oft zu
Schuldgefühlen, die aber grundlos sind und nur das Ohnmachtgefühl verdecken sollen; denn wer Schuld hat, hat auch Macht und versagt, aber hier gibt es keine Macht sondern nur die Aufgabe, die
eigene Hilflosigkeit auszuhalten. Wenn oben genannte Selbsthilfemethoden nicht wirken, dann ist es sinnvoll, den Angehörigen zu ermuntern, sich professionelle Hilfe zu holen und klar zu
machen, dass ich als Familienmitglied nicht therapeutisch wirken kann. Eine echte Depression oder Erschöpfungskrise gehört in professionelle Behandlung.
Haben Krisen auch etwas Gutes?
Auf jeden Fall. Die meisten Menschen sind so strukturiert, dass sie sich nur durch eine Krise trauen, gewohnte Sicherheiten aufzugeben. Wie ein Frosch, der in
einem ganz langsam zum Kochen gebrachten Wasser hocken bleibt, verharren wir in einem gemütlichen Elend, weil wir uns dort in Sicherheit glauben. Wenn man einen Frosch in kochendes Wasser steckt,
springt er sofort heraus und rettet sich.
Krisen verlangen sofortiges Handeln und sind eine Chance für einen neuen Lebensplan, der besser passt und mehr Lebensfreude beinhaltet. In Krisenzeiten
hinterfragen wir das Gewohnte, fördern unsere Neugier und Lernbereitschaft und entdecken vielleicht Möglichkeiten und Ressourcen in uns, die wir im Alltag schon ganz vergessen hatten.
Vielleicht wagen wir es wieder zu träumen mit offenen Augen, unserem inneren Kind zuzuhören und die eigene Innenwelt öfter mal liebevoll und neugierig wahrzunehmen.
Dieser Blogbeitrag mit seinen Tipps und Infos spiegelt meine eigene Meinung und Recherche wieder.
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Buchtipps zum Thema
Burnout kommt nicht nur von
Stress
Warum wir wirklich ausbrennen und wie wir zu uns selbst zurückfinden
Dr. med. Mirriam Prieß
Südwest Verlag
ISBN-10: 3517088811
16,99 Euro
Über das Buch:
Was führt zu Überlastung? Worüber erschöpfen wir uns tatsächlich? Das Buch zeigt, dass bisher angenommene Ursachen von Burnout in Wahrheit nur Symptome sind.
Erstmalig wird deutlich gemacht, dass der Aspekt von Beziehung bei Burnout-Erkrankungen die entscheidende Rolle spielt: die Beziehung zu sich selbst und die Beziehung zur Umwelt. Menschen brennen
aus, weil sie den Dialog zu sich verloren haben und in konfliktreichen Beziehungen zu ihrem Umfeld stehen.
Burnout
naturheilkundlich behandeln
Angela Drees, Reiner Stüllenberg
GRÄFE UND UNZER Verlag
ISBN-10: 3833827629
12,99 Euro
Über das Buch:
Leistungsdruck, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes und die allgemeine Schnelllebigkeit des modernen Lebensstils - irgendwann kann der Stress zu groß werden. Die
Naturheilkunde kennt viele verschiedene Therapien, diese Beschwerden zu lindern, so dass wieder Lebensenergie und Freude zurückkommen können. Im Hauptteil werden bewährte naturheilkundliche
Mittel vorgestellt: Homöopathika, Mikronährstoffe und pflanzliche Mittel. Eine weitere Säule der Therapie beruht auf der richtigen Ernährung. Der zweite, kleinere Teil des Buches beschäftigt sich
mit der Verhaltensänderung und bietet ein kleines Selbstcoaching an.